darin, daß sich alle Seelen durch viele Inkarnationen hindurch läutern und
veredeln, bis alle, durch Befolgen der Gebote Jesu und durch ihre Liebe und
Hingabe zu Gott, wieder zurück in die Arme ihres Schöpfers gelangen, der sie
einst erschaffen hatte, lange bevor diese physische Welt existierte. Folgerichtig
glaubte Origines auch an die Allversöhnung, daß also keine einzige Seele auf
immer und ewig verloren ist. Der Kirchenvater schrieb: "Diese Rückkehr zu Gott
muß man sich aber nicht als ein plötzliches Geschehen vorstellen [also keine ‚Ichnehme-
Jesus-als-meinen-Erlöser-an-und-bin-gerettet'-Mentalität], sondern als ein
Allmähliches, stufenweise im Laufe von unzähligen und unendlich langen
Zeiträumen sich Vollziehendes." (‚Peri Achon' III, 6,6).
Origines leitete die Katechetenschule von Alexandria, wo sich auch die größte
Bibliothek des Altertums befand. Kein Kirchengelehrter nach ihm konnte jemals
wieder auf ihre Schätze zurückgreifen, denn die Bibliothek wurde 389 in Brand
gesteckt. Damit wurde wertvollstes Kulturgut zerstört, darunter nicht zuletzt die
Schriften des Urchristentums, die einen sehr genauen Einblick in die Anfänge
christlicher Lehren gaben und bezeugt hätten, daß die Reinkarnation einst ein
fundamentaler Teil des Christentums war. In Brand gesteckt wurde die Bibliothek
übrigens von einem christlichen Glaubensfanatiker, dem Patriarchen Theophilus
(vgl. ZS 20, Seite 26).
Die Lehre von der Wiedergeburt und der Selbstläuterung bricht das Monopol der
Kirche über das Seelenheil ihrer Gläubigen. Deshalb wollten gewisse
Minderheiten innerhalb der frühen Kirche die Reinkarnation aus der christlichen
Theologie entfernen. Dies strebte auch Theodora an, die raffgierige Tochter eines
Bärenbändigers. Justinian, der Kaiser von Ostrom, hatte Theodora, eine
talentierte Kurtisane, im Jahre 523 zur Frau genommen. Theodora, von
brennendem Ehrgeiz erfüllt, wollte unbedingt den alten Cäsaren ebenbürtig
werden. Es war nämlich noch nicht allzulange her, daß die römischen Imperatoren
nach ihrem Tod automatisch zu Göttern erhoben wurden.
Das Christentum, nunmehr Staatsreligion, hatte dem jedoch ein Ende bereitet.
Theodora wollte ihre eigene Apotheose aber um jeden Preis. Dabei stand ihr die
Lehre der Wiedergeburt im Wege. Das Volk würde niemals eine sündige Kaiserin
als Göttin verehren, solange es um die Tatsache wußte, daß diese Kaiserin in
einem späteren Leben vielleicht als Sklavin wiedergeboren würde.
Der Einfluß des ihr hörigen Kaisers, die Macht seiner Armeen und die geschickte
Manipulation von unzufriedenen Kirchenfraktionen ermöglichten es Theodora,
ihren Plan zu verwirklichen. Die Reinkarnation wurde fortan aus der christlichen
Lehre verbannt. Im Jahre 543 berief Theodora in Konstantinopel eine Synode der
Ostkirche ein, welche unter anderem das Dogma der Reinkarnation widerrufen
sollte. Zehn Jahre später kam es in Konstantinopel zum Fünften Allgemeinen
Konzil von 553 , an welchem von über dreitausend Bischöfen nur gerade 165
teilnahmen. Auf Druck des Kaisers Justinian (Theodora war wenige Jahre zuvor
gestorben) verdammte die Handvoll Bischöfe die Lehre der Wiedergeburt als
Ketzerei und ließen alle frühchristlichen Werke zu diesem Thema vernichten.
2. Jesus starb am Kreuz für unsere Sünden.
Das Gesetz der Reinkarnation bedingt, daß jeder Mensch sein Schicksal (im
Osten ‚Karma' genannt) selbst erlösen muß. Das kann uns niemand abnehmen -
auch ein ‚Erlöser' nicht. Natürlich wäre es äußerst angenehm, wenn wir jemand
anders für unsere Sünden büssen lassen und uns vor den Konsequenzen drücken
könnten. Doch so funktioniert das Leben nicht. Wahre Entwicklung ist nur durch
eigene Lernerfahrungen möglich - und nicht dadurch, daß man alles, was man
gerne loswerden möchte, jemand anderem (Jesus) anhängt. Die irrwitzige Idee,
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